Das Glück liegt in der Wiese

Thordis Rüggeberg, die noch nie Topfpflanzen mochte, war in Berlin, um dort die Königliche Gartenakademie in Dahlem zu besuchen. Jetzt weiß sie: im Garten kann man fürs Leben lernen.

Fotos & Text: VON THORDIS RÜGGEBERG

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Wer einen Tag lang glücklich sein will, der trinkt. Wer ein Jahr lang glücklich sein will, der heiratet. Wer ein Leben lang glücklich sein will, der wird Gärtner.

Chinesisches Sprichwort

Die Chinesen sind einfallsreiche Leute, sie haben das Papier erfunden, Ketchup und Porzellan.

Und weil die Chinesen bewiesenermaßen so schlau sind, darf man davon ausgehen, dass sie mit ihrer Aussage über den Gärtner ebenfalls recht haben. Das Paradies war schließlich auch ein Garten. Wären Adam und Eva Chinesen gewesen, dann hätten sie den Apfel verschmäht, stattdessen die Schlange gegessen, und alles wäre noch in bester Ordnung.

So aber wurde der Mensch aus dem Paradiesgarten vertrieben und fährt seither in manches Gartenparadies auf der Suche nach dem verlorenen Glück. Auch ich habe mich auf den Weg gemacht – und bin in der Königlichen Gartenakademie in Berlin Dahlem gelandet.

Auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerlehranstalt, 1823 von Peter Joseph Lenné in Potsdam gegründet und 1903 nach Dahlem verlegt, richtete die mehrfach ausgezeichnete Gartenarchitektin Gabriella Pape ein Zentrum zur Förderung der Gartenkultur für Laien, Fachleuten und Liebhaber ein. Betrachtet man die Fotos der verfallenen Gewächshäuser vor der Instandsetzung, dann wird klar: hier war jemand mit einer unerschütterlichen Vision und ausgeprägtem Vorstellungsvermögen am Werk.

Nach meinem Besuch dort erlaube ich mir, den weisen Spruch der Chinesen etwas zu korrigieren. Wer einen Tag lang glücklich sein will, der muss nicht unbedingt trinken. Er kann auch in die Königliche Gartenakademie fahren, umherschlendern, die Pflanzenpracht in der sorgfältig restaurierten Umgebung bewundern und ein Stück Torte im Café Lenné genießen.

Ein Gespräch mit Irene von Trotha, Pressesprecherin der KGA

TR: Liebe Frau von Trotha, wie sieht für Sie der perfekte Garten aus?

IVT: Hätte ich einen Garten, würde ich ihn auf jeden Fall von Gabriella Pape gestalten lassen! Denn dann würde er ungestaltet wirken, nicht so sauber und ordentlich. Es gäbe viele „Gartenräume“, sie lassen den Garten größer erschienen. Darin gibt es immer wieder etwas Neues zu entdecken. Falls der Nachbar einen prächtigen Baum hat – auf gar keinen Fall den Blick darauf verbauen! „Borrowed view“ nennen wir das, die „geborgte Sicht“. Das Schöne der anderen mache ich mir zunutze und erfreue mich ebenfalls daran.

TR: Leider haben viele Leute keinen Garten. Wie kann ich ein bisschen Gartengefühl in meine Wohnung bekommen?

IVT: Ein Balkon ist auf jeden Fall ein guter Ersatz. Hier gilt: mehr Mut bei der Bepflanzung, ruhig auch in die Höhe gehen, zum Beispiel mit Tabak. Gleich von Anfang an dicht pflanzen, nicht fünf Geranien in großem Abstand vergraben und hoffen, dass die Lücken irgendwann zuwachsen. Es ist auch möglich, mehrere Zwiebeln in einen Topf zu setzen, die alle zu unterschiedlichen Zeitpunkten treiben. So entsteht am gleichen Fleck immer wieder etwas Neues. Dabei ist darauf zu achten, die frühesten Blüher zuoberst anzulegen.

TR: Sie sind keine ausgebildete Gärtnerin, arbeiten aber seit einigen Jahren für die Königliche Gartenakademie. Was haben Sie in dieser Zeit übers Gärtnern gelernt?

IVT: Ich lerne jeden Tag etwas dazu. Vieles, das fürs Gärtnern gilt, lässt sich auch auf den Alltag übertragen. Die Dinge brauchen ihre Zeit, man muss Geduld haben. Ein Garten ist wie eine Beziehung: man muss ihn pflegen. Die Liebe, die man hineinsteckt, wird zurückgegeben, und Vernachlässigung rächt sich. Im Garten herrscht ein ständiges Werden und Vergehen; nicht alles gelingt so, wie man es sich gewünscht hat. Statt zu trauern über die Pflanze, die eingegangen ist, sollte man aus seinen Fehlern lernen und mit neuem Wissen die nächste setzen, die dann bestimmt aufblüht.

Mehr über die Königliche Gartenakademie, Kursangebote und Öffnungszeiten unter koenigliche-gartenakademie.de

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2 Kommentare
  1. Es ist traurig, dass von Hass geredet wird, wenn man keine Topfblumen mag.

    • Liebe Monika, du hast recht, hassen ist ein starkes Wort, das man nur selten verwenden sollte. Ich versuche das zu ändern. Mal schauen, was mir einfällt.

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