Du liebst es, mit den Händen kreativ zu arbeiten, hast aber keine Lust oder Möglichkeit, dir eine Drehscheibe für Zuhause zu besorgen? Dann ist die Aufbaukeramik genau das Richtige für dich! Aufbaukeramik, auch als „Handaufbau“ bekannt, ist eine der ältesten und zugänglichsten Techniken des Töpferns, bei der du allein mit deinen Händen und ein paar simplen Werkzeugen fantastische Objekte erschaffen kannst. Ob dekorative Schalen, Blumentöpfe oder kleine Skulpturen – die Möglichkeiten sind fast grenzenlos.
Und das Beste: Du brauchst dafür weder eine professionelle Werkstatt noch teures Equipment. Mit etwas Ton, ein paar einfachen Werkzeugen und einer kleinen Werkstattecke zuhause kannst du direkt loslegen.
Materialien und Werkzeuge – Weniger ist mehr
Für den Start in die Aufbaukeramik brauchst du keine riesige Einkaufsliste. Hier sind die Basics:
Ton: Grober Schamottton eignet sich perfekt für Anfänger, weil er stabiler ist und weniger zum Reißen neigt. Den gibt es in den meisten Töpferbedarfsgeschäften oder online.
Werkzeuge: Ein paar grundlegende Töpferwerkzeuge wie ein Schlingenwerkzeug, Modellierhölzer und ein Schwamm reichen aus. Du kannst dir auch einiges selbst improvisieren – ein altes Messer, Löffel oder sogar Zahnstochern lassen sich prima zweckentfremden.
Unterlage: Ein altes Schneidebrett oder eine Holzplatte als Arbeitsunterlage ist ideal.
Brennservice: Der einzige Schritt, den du nicht zuhause erledigen kannst, ist das Brennen. Aber keine Sorge, es gibt viele lokale Töpferstudios oder Werkstätten, die einen Brennservice anbieten. Einfach mal nach „Töpferstudio + Brennservice“ in deiner Nähe suchen, und du wirst bestimmt fündig.
Grundtechniken der Aufbaukeramik
Nun geht es ans Eingemachte – die Techniken. Die Aufbaukeramik besteht aus verschiedenen Handbautechniken, die dir eine Menge kreativen Spielraum lassen:
Daumendrucktechnik (Pinch-Technik)
Die Daumendrucktechnik ist wahrscheinlich die einfachste und intuitivste Methode, um mit Ton zu arbeiten. Du nimmst ein Stück Ton, rollst es zu einer Kugel und drückst mit deinem Daumen in die Mitte. Dann modellierst du den Ton mit den Fingern so, dass eine kleine Schale entsteht. Diese Technik ist ideal, um kleine Becher, Teelichter oder Schälchen herzustellen – einfach und ohne großen Aufwand!
Wulsttechnik
Bei der Wulsttechnik (auch Coil-Technik genannt) formst du lange Tonwürste, die du übereinander legst und durch Verstreichen der Übergänge miteinander verbindest. Diese Methode eignet sich besonders gut für etwas größere Objekte wie Vasen oder Pflanzgefäße. Ein kleiner Geheimtipp: Wenn du eine Kartusche mit speziellem Locheinsatz verwendest (ähnlich wie bei einer Spritzgebäckmaschine), kannst du den Ton durchdrücken und erhältst gleichmäßige Tonwülste, was das Arbeiten deutlich vereinfacht.
Plattentechnik
Für die Plattentechnik rollst du den Ton zu gleichmäßigen Platten aus (wie beim Keksteig) und schneidest dann die gewünschten Formen aus. Hier kommt ein spezielles Hilfsmittel ins Spiel: Eine Rolle mit Abstandhaltern sorgt dafür, dass die Platten gleichmäßig dick werden. Diese Platten kannst du dann aufeinander setzen und miteinander verbinden, um eckige oder flache Objekte wie Schalen, Teller oder Kisten zu formen. Eine perfekte Methode für alle, die klare Kanten und Formen lieben.
Einfache Projekte für den Anfang
Wenn du noch nie mit Ton gearbeitet hast, empfehle ich, mit einem einfachen Projekt wie einer Schale oder einem Becher zu starten. Hier ein Beispiel für ein schnelles Einsteigerprojekt: Das Schritt-für-Schritt: Kleine Schale
1. Ton vorbereiten: Nimm ein Stück Ton und knete es gut durch, um eventuelle Luftblasen zu entfernen.
2. Formen: Mit der Daumendrucktechnik kannst du schnell eine kleine Schale modellieren. Drücke mit deinem Daumen in die Mitte einer Tonkugel und forme den Ton mit deinen Fingern gleichmäßig rundherum.
3. Glätten: Verwende einen feuchten Schwamm, um die Oberfläche der Schale zu glätten und Unebenheiten zu entfernen.
4. Trocknen lassen: Lass das fertige Stück mindestens 24–48 Stunden an der Luft trocknen, bevor du es zum Brennservice bringst.
Tipp: Je langsamer der Ton trocknet, desto besser. Wenn es sehr warm ist, decke dein Werkstück locker mit Plastikfolie ab, um es vor dem Austrocknen zu schützen.
Trocknen und Brennen
Nach dem Formen muss der Ton gut durchtrocknen, bevor er gebrannt werden kann. Achte darauf, dass dein Stück langsam und gleichmäßig trocknet, um Risse zu vermeiden. Sobald es vollständig trocken ist, kommt es in den Ofen. Für den Brennvorgang kannst du entweder bei einem lokalen Töpferstudio nachfragen oder, falls du keinen in der Nähe hast, auch online nach Brennservices suchen.
Eine coole Anlaufstelle für Ideen und Anleitungen ist z. B. Instagram. ich persönlich folge zum Beispiel dem Account von @HH.ceramic aus Neuseeland an, der zeigt, wie man auch mit einfachen Mitteln kreative Keramikwerke herstellen kannst. (So wie es aussieht, macht er oder sie das im Wohnzimmer … 🙈)
Tipps für den perfekten Start
Kleine Werkstattecke:
Richte dir einen festen Arbeitsplatz ein – das kann ein einfacher Tisch sein, den du mit einer Plastikfolie abdeckst. Ein paar Werkzeuge, ein bisschen Platz für den Ton und schon bist du startklar.
Geduld ist der Schlüssel:
Lass deine Werke immer gut trocknen und vermeide es, den Ton zu sehr zu wässern, damit er nicht reißt.
Experimentiere:
Es gibt keine festen Regeln in der Aufbaukeramik. Probiere verschiedene Techniken aus und kombiniere sie. Je mehr du ausprobierst, desto mehr Spaß wirst du haben!
Aufbaukeramik ist der perfekte Einstieg ins Töpfern für alle, die es unkompliziert mögen. Du brauchst keine teure Drehscheibe oder ein professionelles Studio – nur deine Hände, etwas Ton und ein paar einfache Werkzeuge. Mit den verschiedenen Handbautechniken kannst du nahezu alles kreieren, was dir in den Sinn kommt. Also: lass dich von den unzähligen Online-Quellen inspirieren! Und wer weiß, vielleicht wird deine selbstgemachte Keramik bald dein neues Lieblingsstück zuhause.
In diesem Sinne: Frohes Tönen, ähh, Töpfern –
deine Dörte