Was ist Bio-Wolle?

Was ist eigentlich Bio-Wolle?

Wenn ich einem Hobby nachgehe, dann möchte ich einen möglichst kleinen Fußabdruck auf der Welt hinterlassen. Also stricke ich lieber mit nachhaltiger Wolle, von der ich sicher sein kann, dass sie nachhaltig wächst und achtsam produziert wird. Dass sie schadstoffrei sein muss, ist natürlich selbstverständlich. Doch wann genau darf sich ein Garn eigentlich Bio-Wolle nennen?

Als Bio-Wolle oder Öko-Wolle bezeichnet man grundsätzlich tierische Fasern, die unter nachhaltigen Bedingungen und frei von Schadstoffen produziert und verarbeitet werden. 

Schwarze Lamas beim Weidegang auf grüner Wiese, ländliche Tierhaltung, outdoor Bauernhof, Naturerlebnis, Tierfotografie, Handmade Kultur, nachhaltige Landwirtschaft.
Neugierig und gleichzeitig scheu sind die Schwarzen Alpakas, die ich in fast 5.000 Metern Höhe auf einer ökologischen Forschungsfarm in Peru besuchen durfte. Über eine Stunde hat es gedauert, bis sie sich so nah heranwagten.

Naturwolle aus artgerechter Haltung

Ein wichtiger Punkt ist natürlich, dass die Tiere artgerecht gehalten werden und die Futterplätze – und somit später auch das Vlies – frei von Chemikalien wie z.B. Pestiziden sind. Wichtig ist auch, dass die Tiere Zugang zu ausreichend frischem Wasser haben, was zum Beispiel im Hochland von Peru nach längeren Dürreperioden schon eine Herausforderung sein kann.

Bei der Schur werden strenge Richtlinien angelegt und stichprobenartig kontrolliert, so dass auch diese möglichst schonend erfolgt.

Mulesing

Tierquälerische Methoden wie das sogenannte Mulesing, sind natürlich ebenfalls tabu. Das Mulesing wird bei Merinoschafen angewandt, die in Massen speziell für die Wollgewinnung gezüchtet werden. Für einen besonders hohen Wollertrag wurden dieses Schafe so gezüchtet, dass sie möglichst viele Hautfalten haben, auf denen besonders viel Wolle wachsen kann. Allerdings sind diese Hautfalten idealer Brutplatz für Parasiten, wie z.B. Fliegenmaden. Um den Madenbefall zu bekämpfen wird den Schafen ohne Betäubung die Haut um den Schwanz herum entfernt. Glücklicherweise ist diese Praxis in fast allen Ländern verboten. Lediglich in Australien und Neuseeland darf diese Praxis theoretisch noch angewandt werden. Doch auch hier verzichten die meisten Farmer inzwischen auf diese Methode.

Hautverträglichkeit und Chemikalien

Auch die Weiterverarbeitung der Wolle unterliegt strengen Bestimmungen: Zum Waschen, Bleichen und Färben dürfen nur umweltschonende Chemikalien und Färbestoffe eingesetzt werden und in den Spinnereien dürfen beispielsweise nur bestimmte, zugelassene Fette für die Spinnmaschinen verwendet werden. 

Die Annahme, dass „Naturfarben“ besonders umweltschonend sind, ist leider falsch. Auch Naturfarbstoffe können giftig und schädlich sein und brauchen, um lichtecht zu werden, häufig eine große Menge Chemikalien zum Fixieren. Umweltschonender geht es mit sorgfältig entwickelten Farbpigmenten, die beispielsweise nach GOTS oder Oeko-Tex 100 kontrolliert werden.

Weide mit Lamas und alpinen Bergen im Hintergrund.
Alpakas im peruanischen Hochland

Umweltschonende Produktion

Eine weitgehende Vermeidung und die ordnungsgemäße Entsorgung von Abwasser gehören ebenso zu eine ökologisch einwandfreien Verarbeitung von Wolle wie der ressourcenschonende Umgang mit Faserresten. So kann im weitesten Sinne auch Recycling-Wolle als eine Art Bio-Wolle bezeichnet werden. Bei der Herstellung von Recycling-Wolle wird beispielsweise nur 20% der Wassermenge benötigt wie bei der Herstellung von Schurwolle (Wolle, die noch nicht in Textilien verarbeitet war.

Sachgemäße Lagerung

Biowolle muss grundsätzlich sorgfältig getrennt von konventioneller Wolle gelagert werden, damit eine Kontamination beispielsweise mit Pestiziden von daneben lagernder konventioneller Wolle ausgeschlossen wird.

Soziale Verantwortung

Das Biosiegel für Textilien mit den höchsten Standards ist das GOTS-Siegel (Global Organic Textile Standard). Wer GOTS zertifizierte Wolle herstellen und vertreiben will, muss auch nachweisen, dass er unter sozial verantwortungsvollen Bedingungen handelt. So wird geprüft, ob Mindestlohn gezahlt wird und ob Arbeitsschutz- und Arbeitssicherheitsstandards eingehalten werden. Das geht bis hin zur sichtbar angebrachten Pflasterbox, der Kontrolle des Ablaufdatums der Feuerlöscher oder auch, wie viele Mitarbeiter eine Erste-Hilfe-Ausbildung haben. Natürlich wird auch geprüft, ob Arbeits- und Pausenzeiten geregelt sind und dass unter menschenwürdigen Bedingungen gearbeitet wird, was natürlich auch Kinderarbeit ausschließt.

Jeder Betrieb, der sich GOTS zertifizieren lassen möchte, muss außerdem eine Anti-Korruptionserklärung unterschreiben.

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