Die stille Magie handgeschriebener Weihnachtskarten in einer digitalen Welt

Über eine fast vergessene Kunst – und was sie mit Marmelade, Glitzer und meiner Freundin Elke zu tun hat

Neulich beim Aufräumen fiel mir eine alte Schuhschachtel in die Hände. Der Deckel war mit Goldstift beschriftet: „Weihnachtspost“. Und ich dachte: Ach ja, das war diese vergessene Jahreszeit, in der der Briefkasten noch mehr konnte als Werbung und Rechnungen liefern. Damals – als „Post bekommen“ noch nicht bedeutete, dass jemand in der WhatsApp-Familiengruppe ein Rentier-GIF geteilt hat …

Ich öffnete den Karton. Und da waren sie: Weihnachtskarten. Echte. Mit Tinte. Handschriftlich. Manche sogar mit einem gebastelten Motiv drauf. Ein bisschen kitschig, ein bisschen glitzernd, jede einzelne eine kleine Geste und ein Stück Persönlichkeit.

Und plötzlich erinnerte ich mich, warum ich sie nie weggeworfen habe.

WhatsApp wünscht dir auch nichts Neues

In unserer wunderbar schnelldigitalen Welt ist das Weihnachtsgruß-Business inzwischen eine Massenveranstaltung. Einmal Copy – zack in die Gruppe. Vielleicht noch ein animierter Weihnachtsmann mit Sonnenbrille dazu. Fertig. Persönlich? Nein. Vergesslich? Ja.

Handgeschriebene Weihnachtskarten dagegen – die sind wie selbstgekochte Marmelade: kein Muss, aber ein Zeichen: Ich habe an dich gedacht. Und zwar länger als drei Sekunden!

Warum habe ich die noch?

Was mich jetzt doch wundert, ich habe Karten aufgehoben, die völlig unspektakulär sind:
„Frohes Fest wünschen Tante Anita und Onkel Dietmar“ (immerhin mit süßem Engel).
Eine Karte von meiner Sandkastenfreundin Elke mit Glitzerstern und unserem Wunschzettel-Ritual von 1994: Jede hatte dafür die Wünsche der anderen notiert und ein Jahr lang immer dabei, zum Beispiel im Portemonnaie. Da standen dann so Sachen drauf wie: Endlich Studium beenden. Meinen Traummann finden … so etwas. Ob’s geklappt hat? Klar! Manchmal allerdings erst Jahre später ;) Mein Favorit im Nachhinein: Oma Else schrieb einst in grünem Filzstift-Sütterlin: „Möge dein Herz leicht sein und dein Magen nie leer. Frohes Fest!“ Wie wahr!

Weihnachtskarten sind kleine Zeitreisen. Sie erinnern an Menschen, an Freundschaften, an Lebensphasen. Manchmal auch daran, wie schön Glitzer sein kann!

Handgeschrieben ist das neue Hightech

Irgendetwas ändert sich aber gerade! Habt ihr es auch schon bemerkt? Die gute alte Weihnachtskarte feiert gerade ein kleines Comeback. Nicht zuletzt, weil viele Menschen merken: Das Persönliche zählt. Und manche schätzen es, einen Gang runter zu schalten, sich Gedanken zu machen, vielleicht etwas Besonderes herauszusuchen, für den Menschen, an den man gerade denkt … – und weil es inzwischen ganz einfach ist, Karten auch online auszuwählen, zu personalisieren und verschicken zu lassen – ganz ohne Postschlange, Druckerpatronen-Chaos oder Tannennadel-Attacke.

Es gibt Services, die machen nämlich genau das: schöne Karten, mit Stil und Herz, digital erstellt – aber ganz analog verschickt. So lässt sich die Tradition bewahren, ohne dass man dafür Handlettering lernen oder einen Bastelnachmittag einberufen muss.

Ein kleines Ritual mit großer Wirkung

Vielleicht ist genau das das Geheimnis von Weihnachtskarten: Sie sind ein stilles Ritual in lauter Zeit. Ein Moment der Aufmerksamkeit. Und wer weiß – vielleicht findet auch jemand in zwanzig Jahren meine Karte in einer Schachtel. Und fragt sich dann, warum ich ausgerechnet ein Selfie von mir und meiner Lieblingspudeldame Juni verschickt habe.

Na, weil’s von Herzen kam. Darum.

In diesem Sinne: Frohes Fest, ihr Lieben! Eure Dörte

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