Die weltweit bekannteste Naturfaser ist die Baumwolle. Es gibt unzählige Arten von Stoffen aus Baumwolle. Dazu zählen z. B. Popeline, Jersey, Jeansstoffe, Twill, Flanell, Musselin, Satin und Batist – von fein, flauschig über fließend bis hin zu robust kann die Baumwolle alles sein, was sie möchte.
Heute wollen wir uns den Musselin vornehmen. In den letzten Jahren hat er die Herzen der HobbyschneiderInnen und NäherInnen erobert – zu recht, wie wir finden. Aber was macht diesen flauschigen, leichten Stoff namens Musselin so besonders?
Der Musselin
Musselin, Mull oder auch Double Gauze genannt, ist ein feiner Baumwollstoff, der ursprünglich aus der Stadt Mosul im Irak stammt, von wo aus er im 17. Jahrhundert nach Europa exportiert wurde. Dieses Baumwollgewebe wird aus besonders feinen Garnen hergestellt und hat eine lockere, offene Webstruktur, die Musselin ein leichtes und luftiges Gefühl verleiht.
Stoffhändler bieten Musselin Stoff in unterschiedlichen Qualitäten und Motiven an. Für die meisten Hobbyschneiderinnen und Nähfans ist Musselin der Lieblingsstoff, wenn sie etwas für Babys und Kleinkinder nähen möchten: z. B. Halstücher, Spucktücher, Mützen und Hüte für den Sommer oder leichte Hosen bzw. Kleidchen. Hier ist es besonders wichtig, dass der Musselin-Stoff aus reiner Bio-Baumwolle und OEKO TEX zertifiziert ist. Aber auch die Großen wissen mittlerweile Kleidung aus Musselin zu schätzen. Musselin lässt sich nämlich genauso gut zu schönen Blusen, Kleidern, Decken, Kissen und Accessoires verarbeiten.
Was ist das Besondere an Musselin?
Beim Musselin werden mindestens zwei Lagen aufeinander gelegt und punktuell zusammen gewebt. Je mehr Lagen, desto fester, undurchsichtiger und saugfähiger wird der Stoff. Dreilagigen Musselin nennt man z. B. auch Triple Gauze (gesprochen: „Trippel Goohs“).
Die luftige Struktur des Musselins entsteht durch das spezielle Verweben der einzelnen Lagen. Dadurch bilden sich kleine luftige Polster, die dem Musselin Fülle verleihen. Das ist auch der Grund, warum sich Musselin wärmer und dicker anfühlt als z. B. einfache Baumwoll-Webware.
Wie verarbeitet man Musselin?
Musselin lässt sich prima mit der Nähmaschine vernähen. Da der Stoff sehr locker gewebt ist, empfehlen wir eine Stichlänge von 3–3,5. Ganz wichtig ist, beim Nähen nicht am Stoff zu ziehen! Überlasst es hier einfach dem Nähfüßchen, den Stoff im richtigen Tempo weiter zu transportieren. Sonst kräuselt sich der Stoff oder bekommt ggf. Löcher.
Bei der Nähmaschinennadel solltet ihr zu einer feinen Nadel greifen (z. B. der 70er Universalnadel). Offene Kanten müssen unbedingt versäubert werden, da Musselin stark ausfranst. Wer eine Overlock Zuhause hat, kann das gerne damit tun.
Wie muss Musselin gewaschen werden?
Beim Waschen ist zu beachten, dass Musselin keine hohen Temperaturen verträgt, da es sonst stark eingeht. In der Regel wird Musselin bei 30 °C gewaschen. Wir raten auf jeden Fall dazu – übrigens wie bei jedem Baumwollstoff –, den Stoff vor dem Vernähen vorzuwaschen und wer einen Trockner benutzt, ihn in den Trockner zu geben.
Wie schneidet man Musselin zu?
Der Zuschnitt von Schnittmusterteilen ist durch die Crinkle-Struktur des Musselin nicht ganz so einfach wie bei einem glatten Stoff. Schneide den Stoff genauso zu wie er liegt. Nicht auseinanderziehen oder vorher bügeln.
Welche Schnittmuster eignen sich besonders gut für Musselin-Stoffe?
Wenn du es im Sommer gerne leicht und luftig hast, ist das der perfekte Stoff für dich. Musselin macht einen natürlichen Eindruck, er ist zu 100 % aus Naturfasern und somit perfekt für deine Haut. Röcke, Kimonos, Bademäntel, Blusen und Tunikas sind besonders beliebte Teile, die von NäherInnen genäht werden. Und natürlich Babykleidung und Decken. Wer es natürlich mag, kommt an Musselin nicht vorbei!
Viel Spaß beim Ausprobieren wünscht euch
Dörte
