Von Dörte Brilling
Schönheit, so heißt es, liegt im Auge des Betrachters. Und Betrachterinnen und Betrachter gibt es fast acht Milliarden auf der Welt. Acht Milliarden Individuen aus unterschiedlichen Kulturen mit ihren verschiedenen Sprachen und ganz eigenen Träumen! Aber ebenso wie die Naturgesetze Allgemeingültigkeit besitzen, so sind sich die meisten darüber einig, was in ihrem Kulturkreis als attraktiv gilt.
Nofretete und die Symmetrie
Nofretete hält man angeblich noch heute für eine der begehrenswertesten Frauen der Welt, schon ihr Name bedeutet „die Schöne ist gekommen“. Es gibt nur wenige überlieferte Reliefs oder Büsten des Konterfeis der Königlichen Gemahlin von Pharao Echnaton (der übrigens auch sehr gut aussah, wie ich finde), und vermutlich kann heutzutage kaum noch jemand etwas mit diesem Namen anfangen – schließlich lebte die Dame im 14. Jahrhundert vor Christi. Wie lässt sich also behaupten, das alle Menschen sie schön finden?
Bis heute ist außerdem unklar, ob es dieses Gesicht wirklich gab oder ob es die Erfindung eines Bildhauers ist. Getrickst und idealisiert wurde schließlich schon immer, nicht erst seit der Erfindung von Photoshop. Die Gesichtszüge von Nofretetes Büste, die mittlerweile wieder im Neuen Museum in Berlin steht, sind vollkommen symmetrisch, das macht uns stutzig. Die Natur kennt zwar viele Symmetrien, dennoch sind keine zwei Blütenblätter oder Blätter genau gleich, die menschlichen Gesichtshälften schon gar nicht! Echte Perfektion oder schöner Schein: bereits die alten Ägypter wussten, dass Symmetrie harmonisch und attraktiv wirkt. Und so wollten sie ihre Königin der Nachwelt hinterlassen!
Der goldene Schnitt
Ebenmäßiges Gesicht, langer Körper, kleiner Kopf? Jedes Einzelteil für sich mag schön sein, aber wenn die Proportionen nicht stimmen, wird das Gesamtkunstwerk keine Bestnote erzielen. Das ist leider so, ich habe mir das nicht ausgedacht. Der Mensch hat offensichtlich eine Sehnsucht danach, alles in Balance und Ausgewogenheit zu wissen. Für Abweichungen vom Ideal straft er sich selbst mehr noch als andere mit Abwertung.
Bin ich schön?
Vor allem die Werbung unserer westlichen Welt zementiert: wer jung, gesund, schlank und sportlich ist, darüber hinaus eine makellose Haut hat, gilt als schön. Ich kenne Frauen, die sich selbst und ihre Hüftpolster eigentlich vollkommen in Ordnung finden. Aber weil sie wissen, wie ihre Umgebung darüber denkt, sehen sie sich selbst mit den Augen der anderen – und schon ist sie da, die nagende Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, verbunden mit dem Gefühl, unattraktiv zu sein.
Womit hält man sich jung?
Wer älter wird, versucht jünger auszusehen. Hier stellt sich die Frage, womit Frau und Mann wirklich in den Jungbrunnen einzahlen. Da wäre zunächst die genetische Komponente. Neulich trat Elke Heidenreich in einer Fernseh-Talkshow auf; die 80jährige erzählte, dass sie immer noch so gut aussehen würde, weil sie die Haut ihrer Mutter geerbt hätte. Also Glück oder Pech beim Gen-Roulette gehabt? Bedingt. Der Epigenetiker Bruce Lipton behauptet: Wir können unsere Gene beeinflussen. Sie verändern sich, wenn wir ihnen andere Impulse geben.
Eine Freundin von mir ist 45 Jahre alt, sie sieht aus wie 30. Sie selbst sagt: „Ich werde jeden Tag jünger, nicht nur äußerlich, sondern auch im Kopf.“ Seit etwa 12 Jahren ernährt sie sich nahezu ausschließlich von Rohkost. Kein Gluten, kein Zucker, keine Milch, kein Alkohol, kein Fleisch. Sie hatte schwerwiegende Gründe, ihr Leben so einschneidend umzustellen. Jetzt ist sie ein wandelndes Beispiel dafür, dass gesunde Ernährung nicht nur fit hält, sondern regelrecht verjüngt!
Natürlich kommt hier auch Bewegung ins Spiel. Ich bin eine überzeugte Anhängerin von Slow Motion: Yoga, am besten Yin Yoga, Spazierengehen, körperliche Aktivitäten, die weniger den sportlichen Aspekt in den Vordergrund rücken, sondern die Entspannung und Freude an der Bewegung – am besten an frischer Luft – zum Ziel haben. Andere wiederum suchen den Wettbewerb und powern sich gerne aus – jede und jeder nach Belieben. Ob langsam oder schnell: Hauptsache, aktiv bleiben. Aber warum eigentlich? Weil Bewegung unseren Stoffwechsel in Gang bringt und unser Herz-Kreislauf-System in Schwung hält.
Guter Schlaf regeneriert nicht nur unseren Körper, sondern auch unser Gehirn. Wer schlecht oder wenig geschlafen hat, dem ist das deutlich anzusehen. Die Haut wird fahl, die Augenringe werden tiefer und der Ausdruck verliert an Kraft. Gar nicht schön!
Wahre Schönheit kommt von innen
Wer verliebt ist, ist schön, völlig unabhängig von Alter und Körpergewicht. Die Augen leuchten, die Haut wird gut durchblutet, ein verliebter Mensch strahlt! Wörtlich: von ihm geht eine glückliche Energie aus, die das Gegenüber sofort mitschwingen lässt. Positiv denkende Menschen haben eine ähnliche Wirkung, ihre entspannte Zuversicht macht sie zu einem wahren Magneten für andere. Ihre Gelassenheit wirkt so wohltuend, dass jeder gerne Zeit mit ihnen verbringt. Nennen wir solche Menschen schön, obwohl sie vielleicht nicht den oben genannten Kriterien entsprechen? Ja! Denn sie inspirieren und bereichern uns.
Ich komme auf den persischen Dichter Rumi zurück, der sagte: „Die Schönheit, die du in mir siehst, ist eine Spiegelung von dir.“ Ich kann also nur etwas für schön halten, wenn die Schönheit in mir schon einen festen Platz hat. Was für ein reizvoller Gedanke!
Was bedeutet für dich Schönheit?
Was bedeutet für dich persönlich Schönheit? Hinterlasse gerne einen Kommentar!