Zwischen Rose und Rosmarin

Blumenübergabe zwischen zwei Personen in einem gelben Blumenfeld, Symbol für Natur und Handarbeit.

Eine kleine Geschichte der Floriographie – oder: Was Blumen sagen, wenn sie keiner schneidet

Früher, als Gefühle noch nicht einfach getextet wurden, sondern durch duftende Briefe, gebügelte Taschentücher und korrekt gesetzte Hüte auf Parkbänken übermittelt wurden – ja, da war Floriographie in Mode. Die „Sprache der Blumen“. Ein feines, stilles Kommunikationssystem für Liebende, Leidende und Leute mit gutem Garten.

Statt „Ich liebe dich“ sagte man: rote Rose. Statt „Ich verzeihe dir“ sagte man: weiße Chrysantheme. Statt „Lass mich in Ruhe“ sagte man angeblich: Basilikum. (Was wiederum erklärt, warum in italienischen Küchen so selten gestritten wird.)

Die viktorianische Gesellschaft war verrückt nach Blumen-Botschaften. Kein Ball, kein Besuch, kein Verlobungsversuch ohne exakt codierten Strauß. Wer die falsche Blume reichte, konnte gleich den Nachmittag auf dem Kutschbock verbringen.

Und wehe, man verwechselte Pfingstrose (Scham) mit Kamille (Geduld) – das war Beziehungskrimi in Blütenform. Heute leben wir leben in einer Welt, in der ein Strauß oft mit „Ich war im Supermarkt“ beginnt. Die Symbolik ist oft ungewollt:
Tulpen im Oktober: Ich hab den Aktionskorb leergekauft.
Sonnenblumen im Februar: Ich weigere mich, das Wetter anzuerkennen.
Bunte Chrysanthemen: Ich hab’s gut gemeint. Wirklich.

Aber vielleicht lohnt es sich, der Floriographie wieder einen Platz zu geben. Nicht als Regelwerk, sondern als zarte Nebenstimme. Als kleine, schöne Idee: dass eine Blume mehr sagen kann als nur „nett, oder?“

Was Blumen wirklich sagen könnten (eine moderne Übersetzung):

Pfingstrose: Ich bin eine Dramaqueen, aber ich meine es ernst.
Eukalyptus: Ich folge Floristentrends, aber ich tue niemandem weh.
Vergissmeinnicht: Ich bin emotional, aber in Blau.
Löwenzahn: Ich bin wild, robust, und Kinder lieben mich. Wie du, wenn du willst.

Wenn du also das nächste Mal Blumen verschenkst – egal ob gepflückt, gekauft oder selbst gezogen – überleg kurz: Was möchtest du eigentlich sagen? Und dann nimm genau die Blume, die es nicht laut sagt, sondern blüht.

Denn die wahre Sprache der Blumen ist nicht immer kodiert. Manchmal reicht schon ein Strauß auf dem Küchentisch, der ruft:
„Ich hab an dich gedacht.“ Und das ist Floriographie genug.

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