Jede Blume erzählt vom Leben – vom Wachsen, Wandeln und Vergehen. In dieser Kolumnenreihe begleiten wir Monat für Monat eine Blume durchs Jahr. Mit Poesie, einer Prise Humor und dem Blick fürs Schöne im Alltäglichen.
Juni ist der Monat, in dem alles „zu viel“ wird – zu viel Licht, zu viel Grün, zu viel Gartenarbeit, zu viele Ameisen auf dem Küchentisch. Und mittendrin steht sie: die Pfingstrose. Unübersehbar. Aufplusternd. Die Diva im Blumenbeet.
Sie kommt nicht leise. Ihre Knospe sieht aus wie ein kleiner Kohlkopf, dann explodiert sie in plüschiger Opulenz. Wenn die Rose die Königin ist, dann ist die Pfingstrose mindestens das Theater. In drei Akten: geschlossen, prunkvoll, überall Blütenblätter auf dem Boden.
Und genau deshalb lieben wir sie. Weil sie uns zeigt, wie man den großen Auftritt wagt – auch wenn man danach in sich zusammenfällt.
Vielleicht ist das genau der Moment, uns zu fragen: Wo in meinem Leben darf es gerade mal richtig übertrieben sein? Nicht durchdacht, nicht optimiert – einfach prall, schön, sinnlos großartig?
Wer mag, kann diesen Monat ein Pfingstrosen-Ritual einführen: Einen Strauß binden, als sei man auf dem Weg zur italienischen Opernpremiere. Und wenn die Blüten dann nach ein paar Tagen ihr Drama auf den Tisch fallen lassen – tief durchatmen und denken: Ach, wie menschlich.
PS: Pfingstrosen sind übrigens auch der Beweis, dass kurze Beziehungen sehr intensiv sein können.
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